Lorenzo Suding

 
  1. Lorenzo, bist Du „hauptberuflich“ Student oder Downhiller? Wie hoch ist Dein  Trainingsaufwand pro Woche und wie sieht Dein Trainingsplan aus?
 
Zuerst grüsse ich ganz herzlich Honks United und bedanke mich bei euch für dieses Interview! Dieses Jahr bin ich hauptsächlich DH Fahrer. Ich nehme ein Jahr Pause von der Uni, um mich wirklich auf das Biken konzentrieren zu können. Jedoch sehe ich mich noch als Student, da ich mein Designstudium zu ende machen werde.
 
Mein Trainingsprogramm ist in drei Stufen geteilt: Ausdauer, Kraft und Technik. Drei mal die Woche Kraft im Fitness, dreimal Ausdauer durch Schwimmen und Radeln, und Technik und Koordination durch verschiede Sportarten wie DH, BMX, Snowboarden und Eislaufen.
Ich finde es auch sehr wichtig ab und zu im Winter für ein paar Tage in Süd-Frankreich und Italien auf DH strecken zu trainieren. Im Februar fahre ich an die Cote d´Azure um die DH Motorik wieder zu erfrischen und mich wieder an die Geschwindigkeit zu gewöhnen. Das wichtigste beim Downhillen ist die richtige Mentalität und ein harmonisch fitter Körper. Man braucht ein gesundes Gleichgewicht zwischen Kraft und Ausdauer. Man soll nicht zu viel Muskelmasse haben, da man damit zu schnell müde wird. Wenn man wie ein Bodybuilder aussieht, mangelt es an Explosivität und Stabilität. 
Ebenso wichtig ist die Harmonie im Kopf. Die richtige Mentalität, nach meiner Ansicht, kommt zustande bei einem Gleichgewicht aus Spaß und Programm. Man muss nie vergessen warum man diesen Sport treibt: weil er Spaß macht!!! Dann ist es aber auch wichtig ein Programm zu haben. Das wirkt wie ein Ritual das dir viel Sicherheit gibt. Jeder hat sein eigenes Programm. Ich zum Beispiel mag vor dem Rennen viel mit Leuten quatschen und Unsinn machen. Es beruhigt mich und ich habe viel mehr Spaß am Rennen.
 
 
  1. Du warst 2007 lange verletzt. Was ist passiert und bist Du wieder 100%ig fit?
 
Letzte Saison ist so ziemlich alles falsch gegangen... Ich verletzte mich schon beim zweiten Rennen und konnte mehr als 3 Monate nicht mehr fahren. Es geschah am 22 April in San Remo. Ich übte auf der Strecke und erinnere mich, dass ich keinen guten Tag hatte. Ich fuhr nicht sehr konzentriert und war auch etwas müde. Beim letzten Trainingslauf passte ich bei einer rutschigen Kurve nicht gut auf, rutschte und es katapultierte mich nach vorn. Ich weiß nicht genau wie es ging, ich brach mir aber dabei den Talus vom linken Fuß. Daraus habe ich gelernt, nicht zu fahren wenn ich genervt oder müde bin. Ja ich bin wieder fit, zu 90%.
 
 
 
 
  1. Was hast Du Dir für 2008 vorgenommen und sehen wir Dich auch auf deutschen Rennen?
 
Diese Saison werde ich hauptsächlich die World Cups und Italienische Rennen fahren. Ich freue mich, weil immer mehr gute ausländische Fahrer nach Italien kommen um Rennen zu fahren. Viele Australier, Neuseeländer und so weiter. Ich hoffe ein paar freie Termine zu haben um auch in Deutschland zu fahren. Ich bin mit ein paar deutschen Fahrern gut befreundet und ich finde die Stimmung bei deutschen Rennen ganz cool und gelassen.
 
  1. Du bist viel in der Welt herumgekommen. Wo sind Deiner Meinung nach die besten Downhillpisten? Und was magst Du bzw. magst Du gar nicht an deutschen Rennstrecken?
 
Zuerst muss ich sagen, dass ich eine vorliebe für Schweizer Strecken habe. Ich wohnte in Scuol, in Graubünden und konnte mich dort gut entwickeln. Die Strecken sind dort riesig, alpin, schnell, schwierig und hart. Praktisch das beste Training für World Cups. Italien hat auch atemberaubende alpine und schnelle Strecken die mitten in den Dolomiten oder den Alpen sind: Strecken wie Cortina, Salice Dolce oder Pila. Frankreich ist voll mit krassen Strecken wie Alpe d´Huez oder Les Deux Alpes. Doch in Deutschland sind wir nicht so verwöhnt. Ich finde man sollte viel mehr in Süddeutschland Rennen promovieren, da sie dort mit Skiliften und hohen Berge gut ausgestattet sind. Das ist aber ein logistisches Problem für Nordländer. Aber Strecken wie Rostrappen, Tabarz und Todtnau sind ja auch super! Ich habe immer viel Spaß dort. Wichtig finde ich aber die Lifts. In Ecuador gab es verrückte Strecken, aber keine Lifts.
 
  1. Was sagst Du zu Frauen, die schneller auf einem Downhillbike unterwegs sind als Du? Oder ist das noch nicht vorgekommen?
 
Das erste was mir bei einer solchen Situation im Sinn kommt ist: WOW! Ich habe einen großen Respekt für Frauen die sich mit den Jungs schlagen. Aber ich muss ehrlich sein, es ist kein nettes Gefühl sich vom anderen Geschlecht schlagen zu lassen: schwierig zu beschreiben. Man schämt sich tierisch. Aber In World Cups sind die Frauen keine Prinzessinnen. Die sind wie wir Jungs, sie spielten nie mit Barbies, stattdessen prügelten sie sich mit dem älteren Bruder. Man muss richtig aufpassen, da sind die besten Mädels so zäh, dass du mit einem kleinen Fehler schon hinter den liegst.
 
Ciao!

Lorenzo